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Baja California – einsame Strände und Partymeile

Die Fähren auf die Baja California starten nachts um 23 Uhr in Los Mochis und kommen am nächsten Morgen um 6 Uhr in La Paz auf der Baja California an. Praktischer „Transport“ über Nacht .. man spart sich die Reisezeit und dazu noch die Übernachtung im Hotel. Es gibt Plätze im Salon oder auch Betten in 4er- Kabinen. Wir wählen die günstigere Variante .. Salon hört sich doch gut an 🙂

Tatsächlich entpuppt sich diese Fähre als Abenteuer und zugleich als Odyssee des Wartens. Man muss angeblich 2 volle Stunden vor Abfahrt am Fährterminal sein. Da die Fähren nur einmal täglich fahren und wir die Karten „nur“ im Internet reserviert haben (heißt in Mexiko manchmal nichts), halten wir uns an diese seltsame Regel. Die Busse zur Fähre fahren ohnehin nur bis 19.30 Uhr aus der Stadt hinaus zum Hafen. Wir steigen irgendwo im Ort Topolobambo aus – es ist der zweitgrößte natürliche Tiefseehafen der Welt – da wir nicht so genau wissen wohin .. es folgt eine Wanderung ca. 2 km durch die Stadt zum Hafen mit Gepäck. Wir fragen uns durch Einheimische und die Hafenpolizei und endlich finden wir den Fährterminal gegen 19 Uhr.

Ab jetzt heißt es warten .. warten ..die Karten vom Schalter holen .. warten .. warten .. auf die Toilette gehen .. warten .. warten .. gegen 22 Uhr tut sich tatsächlich was! Die Fähre kommt von der anderen Seite an. Was nun folgt gleicht einem Schauspiel. Die Fähre wird entladen und man glaubt garnicht, was auf diese Fähre alles draufpasst. Wie groß dieses Schiff ist, sehen wir auch erst so richtig am nächsten Tag, wenn es hell ist. Menschen über Menschen tragen schlafende Kinder eingehüllt in Decken durch die Gegend, bepackte ältere Leute mit Paketen, Tüten, Säcken, Pkw´s von Einheimischen, Mietwagen von Touristen, Lkw´s mit Anhängern und auch wahnsinnig viele Container ohne Zugmaschine, die jetzt vom Hafenpersonal von der Fähre gefahren werden. Nein, man muss sagen gerast werden. Anscheinend hat man es etwas eilig .. die Zugmaschinen rasen mit einer Geschwindigkeit auf die Fähre und mit den Containern im Schlepptau wieder runter, dass sich so mancher Mietwagenfahrer hinter seinem Lenkrad festklammert.

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Nach ca. einer Stunde geht dieses Schauspiel erneut los .. in die andere Richtung. Es bilden sich plötzlich Menschenschlangen. Man muss sich zweimal anstellen, wenn man keine Kabine gebucht hat. Einmal für das Gepäck und einmal für sich selbst. Das kapieren wir aber erst, als wir bei der ersten Schlange fast vorn angekommen sind – wie so oft .. es gibt keine Schilder oder Durchsagen .. man „schwimmt“ mit der Menge .. der Mexiko- Reiseführer nennt es ziemlich treffend „Rudelverhalten“.

Also gut wieder von vorn. Fast am Ende der zweiten Schlange werden wir getrennt. Ein seltsames Gefühl nachdem wir uns über einen Monat Tag und Nacht sehen. Männer und Frauen .. wieso werden wir in der nächsten halben Stunde erfahren. Man lässt die Leute Grüppchenweise vor die Tür des Terminals treten. Rucksäcke und Handgepäcke bitte alles auf den Boden stellen. Jetzt folgen die Drogenhunde, die alles durchschnüffeln. Als das geschafft ist, darf das Gepäck wieder auf den Rücken. Jetzt wird Stickprobenweise rausgezogen, Beine breit, Hände an die Wand und abtasten. Ich habe Glück aber Daniel darf es über sich ergehen lassen. Und die Grenzschutz- Leute sehen ziemlich furchterregend aus. Es ist ca. ein Grenzschutz- Mann pro zwei Fährgästen vermummt mit Sturmmasken (vermummt und schwarz – ohne dass man das Gesicht erkennen kann), kugelsicheren Westen und Maschinengewehren. Anscheinend werden doch ziemlich viele Drogen und was weiß ich was über die Baja California in die USA geschmuggelt. Im Norden der Baja California gibt es auch die gefährlichsten Grenzstädte und Grenzübergänge zwischen Mexiko und den USA.

Als dieses Schauspiel gegen 24 Uhr überstanden ist, legt die Fähre mit einer Stunde Verspätung – alles noch im mexikanischen Zeitplan – ab und wir lassen uns an der Bar nieder. Nach dieser Aufregung zwei „Feierabend“- Bierchen um die nötige Schlafstimmung zu kriegen. Danach suchen wir unsere Sitzplätze im Salon und schlafen tatsächlich bis früh durch.

In La Paz angekommen nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Es ist Semana Santa. Das ist die Osterferienwoche, in der die Mexikaner und auch die Amerikaner ziemlich durchdrehen. Um diese Zeit fährt jeder, der es sich irgendwie leisten kann an den Strand und die „Ami“- Studenten feiern den berühmten Spring- Break. Klar hätten wir einen Mietwagen reservieren können, haben wir aber nicht, da wir keinen Zeitplan haben und auch keinen haben wollen 🙂

Wir laufen von Mietwagen Firma zu Mietwagen Firma. Entweder ist keiner vorhanden oder erst Morgen oder nicht bezahlbar. Wir wollen aber nicht Morgen und wir wollen auch  nicht teuer .. und tatsächlich haben wir Glück. Ein kleines Auto für uns zu einem akzeptablen Preis .. nehmen wir .. klaro!! Wir fragen noch nach einer Karte .. hat er keine .. hmm auch egal, wir werden schon irgendwo ankommen.

Die Rucksäcke vom Rücken, die Füsse raus aus den Trekkingschuhen und raus aus der Stadt. Und schon angekommen im Niemandsland. Die Straßen oft Kilometerlang schnurgerade, Kurven werden mit Schildern, weißen Strichen und Hubelchen angezeigt .. ideale Mietwagenbedingungen. Wenn nicht hier und da ein paar Kühe, Schafe, Ziegen oder sonstiges die Fahrbahn kreuzen. Diese haben es aber eher nicht eilig und man sieht sie schon von weitem. Wir brettern Richtung Norden, Richtung Ciudad Constitucion. Hier decken wir uns erstmal mit allem möglichen ein. Mit Essen, Trinken und Decken. Endlich nicht alles tragen müssen, einfach auf den Rücksitz damit und weiter geht’s. Schließlich haben wir 4 Mietwagen- Tage vor uns und wollen auch ab und an in diesem übernachten.

Die Landschaft ist karg, alles ist trocken. Es gibt ein paar – meist blattlose – Bäume oder Büsche, Kakteen, Staub und Hitze. Riesige Kakteen, denen das Wetter, mindestens 30 Grad im Schatten, nichts auszumachen scheint. Ich habe keine Ahnung, wie lange es hier nicht geregnet hat. So wie es aussieht aber seit Monaten nicht.  Man sieht keine Flüsse, nur Flussbetten, die sich mittlerweile mit allerlei Gewächsen füllen. Alles scheint schon fast wüstenartig.

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Das Ziel am zweiten Tag ist die Mission San Francisco Javier de Viggé-Biaundó. Wir verlassen den Highway Nummer 1 und weiter geht’s über eine holperige Nebenstraße in die Berge der Baja. Die Fahrt dorthin ist einfach traumhaft. Wir fahren immer wieder bergauf und bergab eine gute Stunde lang. Wir kommen vorbei an ein paar Felsmalereien, Höhlen und noch mehr ausgetrockneten Flussbetten.  Plötzlich fehlt ein Stück Straße. Anscheinend wurde das beim letzten Unwetter den Abhang hinuntergerissen. Man versucht hier die Bergflüsse durch eingemauerte Rohre unter der Straße hindurchzuleiten. Das funktioniert anscheinend nur solange, bis der halbe Berg beim Unwetter mit runterkommt. Das Rohr, durch das das Wasser eigentlich sollte, finden wir auf jeden Fall ca. 30 Meter unter uns.

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Endlich an der Mission angekommen – mit den letzten Sonnenstrahlen – fühlen wir uns dreihundert Jahre zurück versetzt. Die Mission ist wunderschön erhalten und hat in der Abenddämmerung ihren ganz persönlichen Reiz. Hinter der Mission steht ein 300 Jahre alter Olivenbaum mit ziemlich knorpeliger Rinde. Wir schleichen ein bisschen hin und her, entdecken hinter der Mission noch ein paar Gräber und schauen wer Fußball spielt bei einem Einheimischen, der auf einem Sofa mit Fernseher vor seinem Haus sitzt. Als es ganz dunkel ist, geht in einem Fenster der Mission plötzlich ein Licht an. Ein bisschen wir in einem Horrorfilm, wenn man bedenkt, dass kilometerweit umher keine Menschenseele ist.

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Der nächste Tag führt uns ENDLICH an den Strand. Erstmal nach Los Barriles. Hier streift der Transpeninsular den Golf und das Städtchen entpuppt sich bei 25 Knoten Westwind als Windsurfermetropole. Schwimmen ist hier unmöglich. Aber die Füsse in den warmen Sand stecken und den Surfern beim ins Wasser fallen zuschauen, ist einfach wunderschön.

Im Reiseführer finden wir ein Dorf namens Cabo Pulmo – 58 Einwohner – einsam und allein – da müssen wir hin. Die Anfahrt ist alles andere als entspannend. Die wunderschöne Küstenstraße ist natürlich keine Teerstraße, sondern eher einfach Sand, der irgendwie befestigt zu sein scheint. Wir entschuldigen uns kurz bei unserem Mietwagen und los geht’s!

Der Küstenstreifen ist nahezu verkauft und viele Bauprojekte warten auf ihre Erfüllung. Hier entstehen Hotel- und Appartementanlagen. Es ist wirklich wunderschön und NOCH menschenleer hier. Wir sind dankbar dieses Stückchen Erde noch ohne Betonburgen sehen zu dürfen. Das Meer ist hier richtig kräftig blau und man kann einfach in der Stille sitzen und träumen. Die Bebauung dieses Gebiets wird wohl ziemliche Bodenerosionen zur Folge haben, die das Korallenriff vor der Küsten zerstören werden.  Ein weiteres Mal sei der Mensch einfach verflucht.

Cabo Pulmo existiert tatsächlich. Das winzige Dörfchen besteht aus ein paar Holzhütten und einem Naturschutzpark, der wohl ziemlich verloren, darum kämpft dieses Stück Erde zu schützen. Wir springen das erste Mal ins Meer  und beobachten fasziniert, wie zwei Pelikane 5 Meter vor uns das Landen üben 🙂

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Später am Abend landen wir in San Jose del Cabo – einer Küstenstadt mit 38.000 Einwohnern. Wir suchen uns ein Hotel, es ist Ostersonntag. Da Mexiko streng katholisch ist, darf natürlich die Sonntagspredigt auf dem Plaza nicht fehlen. Die halbe Stadt scheint sich dafür zu versammeln. Ein kleines Fest mit Musik, Zuckerwatte, Feierstimmung. Nach der Predigt, für die einige geistliche extra mit einer Art Arche angefahren werden, rockt die katholische Jugendgruppe auf der Bühne.

Am nächsten Morgen werden wir mit Trommeln geweckt. Das Spektakel geht also weiter. Die mexikanische Flagge wird auf dem Plaza gehisst. Die Polizei trommelt und das Militär maschiert mit der grün-weiß-roten Flagge bewaffnet über den Platz zum Fahnenmast. Sogar die Stadtverwaltung steht stramm. Nachdem die Flagge mit Trommelwirbel begleitet, einige Hände passiert hat, wird sie nach oben gefahren. Bloß nicht den Boden berühren – das wäre nie wieder gutzumachen!! Aber es geht alles gut und die Polizei und das Militär marschieren ab.

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Auf uns wartet der Strand Santa Marie. Er ist gelb, fast rötlich und das Wasser strahlend blau und klar. Wir frühstücken im Schatten der Felsen.

Angekommen in Cabo San Lucas – die wilde Schwester von San Jose del Cabo, finden wir uns mitten im Spring Break wieder. Ja, es gibt einen Strand. Der ist aber bevölkert mit Liegen, Bars, Restaurant und amerikanischen (oder auch mexikanischen) jungen Leuten, die das Leben einfach nur genießen. Es ist Spring Break und da lässt man es bekanntlich ordentlich krachen. Es ist ca. 12 Uhr mittags und wir beschließen, uns auf zwei der unzähligen Liegen niederzulassen und uns das wilde Treiben eine Weile anzuschauen. Der DJ spielt laute Feiermusik und animiert zu Trinkspielchen – die nicht ganz jungendfrei sind. Erst fallen drei Amigos mit riesigen Sombreros ein. In Badehosen mit Sonnenbrillen – die letzten Nacht noch nicht verdaut. Ein Bierchen zum warm werden und einen Platz im Schatten. Etwas später folgt eine Gruppe mit 7 Chicas. Im Bikini, Haare offen, braune Haut und zu so ziemlich allem bereit. Die 7 Mädels bleiben natürlich nicht lange unentdeckt. Schnell wird eine Flasche mit irgendwas hinter der Bar hervorgezaubert und der DJ bittet die 7 auf die kleine Holzbühne. Eine nach der anderen wird an den Füssen aufgehängt und mit der klebrigen, roten Flüssigkeit „abgefüllt“ .. ein Spass – wie es scheint – zur Erinnerung: es ist 12 Uhr mittags. Hier wird gefeiert als gäbe es kein Morgen. Wir ergreifen nach einem Eimer Bier die Flucht, uns reichts 🙂

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Zurück in La Paz schauen wir uns die Kirche Santuario de la Virgen de Guandalupe an. Leider ist der 12 Meter hohe Altar wegen Bauarbeiten verhangen. Aber es gibt eine sehr schöne Krypta, in der ein Engel an der Decke hängt und über die Gräber wacht, die in einer Art Schaukästen untergebracht sind. Sehr eindrucksvoll und nachdem wir den Lichtschalter gefunden haben auch nur noch halb so grusselig.

Ein Abendspaziergang entlang der Küstenpromenade und ab geht’s auf die Rücksitzbank zu einem kurzen Schläfchen. Morgen ganz früh geht der Flieger nach Mexiko- City.

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By Janine on April 1, 2013

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