Mit dem Nachtbus verlassen wir Ecuador in Richtung Peru. Peru – ein lang gehegter Traum. Vor ein paar Jahren wurde dieses Land schon mal heiß „diskutiert“ aber die Wahl ist dann doch auf Kuba gefallen. Jetzt endlich ist es soweit – Peru wir kommen. Der Reiseführer liest sich sehr viel versprechend und aus geplanten 3 werden 4 Wochen – Aber schließlich haben wir Zeit und bisher gelernt, dass jeder einzelne Tag, jede Minute das Wichtigste ist. Wenn Geld Blattgold ist, dann ist Zeit ein Goldbarren 😀
Doch der Anfang ist so ganz und garnicht viel versprechend. Nachts um 3 Uhr werden wir unsanft aus dem Bus gejagt – wir sind an der Grenze angekommen. Alle raus zum Pässe stempeln. Nicht mal ein Hund lässt sich auf der Straße blicken.
Endlich wieder im Bus fallen uns gleich die Augen zu. Als wir aufwachen ist alles um uns herum verschwunden. Zurück bleibt Sand, Staub und eine endlose Trockenheit. Alles erscheint vor dem Busfenster in den monotonen Farben weiß – grau. Die Häuser, die Straßen, die Erde, die Berge. Einzig der Himmel hebt sich in wolkenlosem blau ab.
Die kleinen Siedlungen die wir von Fenster aus sehen, bestehen aus grauen Lehmziegelhäusern und Sandstraßen. Über allem hängt eine dicke Staubglocke. Keine grünen Bäume, keine Flüsse – nichts!
Perus Küstenstreifen ist eine Wüste – das war uns bisher nicht bekannt.
Chiclayo ist eine große Stadt fast ganz im Norden Perus – mitten in der Wüste. Der Wind weht Staub und Sand durch die Straßen. Die Zuckerrohr Fabrik bläst dunkle Wolken in den blauen Himmel. Begegnet man einem Zuckerrohr- Transporter in voller Fahrt ist man verloren. Eine dicke Staub und Sandschicht kriecht in jede Ritze.
Mitten im Zentrum Chiclayos gibt es einen wunderschönen Plaza. Der Boden gefliest mit glatten glänzenden Fliesen, gesäumt von der Kathedrale und weiteren schönen Gebäuden ist er nachts traumhaft beleuchtet.
In der Umgebung gibt es die ersten Zeugen aus der Vergangenheit zu entdecken. Peru hat weit mehr zu bieten als nur Macchu Pichu und die Inkas.
Im 30 Kilometer entfernten Sipán wurde ein ehemaliger Herrscher ausgegraben mit allem was so dazu gehört. Irgendwie erinnert das Ganz an das Drehbuch von Indiana Jones: vergrabene Schätze, Grabräuber, Polizei , Archäologen und mindestens ein Mord.
Entdeckt haben die Stätte leider zuerst die Grabräuber. Als auf dem Schwarzmarkt immer mehr archäologische Fundstücke zu Preisen in schwindelnd erregender Höhe aufgetaucht sind, nahmen Archäologen das Gebiet genauer unter die Lupe. Leider etwas zu spät, denn die wertvollsten Gegenstände waren bereits verschwunden. Wahre Goldgräberstimmung herrschte in der Gegend.
Für ungeübte Augen sieht alles aus wie Erdhügel mitten in der Wüste aber um 300 v. Chr. waren es riesige Pyramiden aus Millionen von Lehmziegeln. Geschuldet ist diese Stätte der Moche- Kultur, die sich zu dieser Zeit um Chiclayo niederlies.
Ein außergewöhnliches Königsgrab wurde entdeckt. Man nannte den Herrscher den Lord von Sipán. Den Archäologen ist es gelungen einige Fundstücke zu retten und weitere Gräber zu finden und freizulegen.
Der Lord von Sipán wurde nicht etwa allein beerdigt. Mit ihm fand man hunderte Objekte aus Gold, Keramik und Edelsteine – insgesamt 12 Tonnen Grabbeigaben.Außerdem wurde seine Gefolgschaft mit beerdigt – seine Frau, zwei Mädchen, ein Junge, ein Militärchef, ein Fahnenträger, zwei Leibwächter, zwei Hunde und ein Lama. Die vergangenen Völker Perus glaubten an Wiedergeburt und gaben den Toten alles mit, was sie im nächsten Leben benötigen.
Im Grab selbst wurden Nachbildungen aufgebaut. Die echten Fundstücke kann man in einem beeindruckenden Museum bewundern. Das beste in Südamerika. Die Räume sind komplett dunkel, nur die Fundstücke sind durch Licht exakt in Szene gesetzt.
Unglaublich ist die Nachbildung der gefundenen Gräber mit echten Fundstücken. Ohrpflöcke so groß wie Kaffeeuntertassen besetzt mit Edelsteinen, Brustschmuck und Hüftschilde aus Gold etwa 20 Kilo schwer. Ein unglaublicher Wert und unglaubliche Zeugen der vergangen Moche- Kultur.
Am Nachmittag geht es weiter zu den Pyramiden von Túcume. Auf einem riesigen Gebiet – über 200 ha – findet man mitten in der Wüste bröckelnde Berge. Berge? Es sind 26 Lehmziegelpyramiden, denen die Zeit ziemlich zugesetzt hat. Und dennoch versucht man sich in die Zeit um 1.000 v. Chr. zurück zu versetzten. Zu dieser Zeit waren die Pyramiden aus Lehmziegeln bunt bemaltes Zentrum der Chimú- Kultur. Die „Huaca Larga“ war damals 30 Meter hoch und bestand aus 3 Ebenen – das größte Adobe (Lehmziegel)-Bauwerk der Welt.
Von einem Hügel aus kann man das ganze Gebiet und die verfallenen Pyramiden überblicken. Immer verfolgt von der Staubwolke in der Luft – bis zu Horizont.
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