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Caño Cristales – rotes Wasser?!

Ein echter Höhepunkt unserer Kolumbienreise ist der Trip in den Nationalpark „Serranía de la Macarena“ zum Fluss Caño Cristales. Ein halbes Jahr lang (zur richtigen Jahreszeit) zeigen sich der Fluss und dessen Umgebung in den schönsten Farben, die der Regenbogen zu bieten hat.

Der Caño Cristales- Ausflug begeistert uns sofort als wir im Reiseführer davon lesen. Es geht mit alten Jessna- Charterflugzeugen in ehemaliges oder besser gesagt noch immer aktuelles Guerilla- Gebiet. DAS hört sich doch spannend an!

Der Trip startet in Villavicencio – einer hässlichen Stadt 4 Busstunden von Bogotá entfernt. Dort müssen wir noch eine Nacht „warten“ denn das Abenteuer geht ganz früh morgens los.

Als es endlich soweit ist – soweit sein sollte – regnet es jedoch in Strömen und die Mini- Flugzeuge können nicht starten. Ein paar Stunden sitzen wir am Flughafen fest, werden aber gleich freundlich mit Kaffee und Internetzugang versorgt. So lässt es sich aushalten. Irgendwann haben sich dann die Wolken etwas beruhigt und wir werden tatsächlich persönlich zur Sicherheitsschleuse begleitet. Noch einen lockeren Check- In und ab geht’s raus aus dem Flughafengebäude. Der Pilot nimmt uns persönlich in Empfang und schüttelt jedem die Hand. Nach ein paar Fotos dürfen wir in unserer 4- Sitzer Mini- Jessna Platz nehmen. 3 Passagiere und der Pilot – wann hat man sowas schonmal?!

Beim Rollen auf das Startfeld klappern die Fenster im Wind, der Propeller wird getestet und los geht’s .. ab in die Luft.

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Nach einer Viertelstunde interessiert es uns auch nicht mehr, dass der Pilot das GPS- System ständig neu startet, weil es nicht geht. Die Wolkendecke wird unterdessen immer dichter. Also er sieht auch nichts. Aber er wird schon wissen was er macht. Wir lehnen uns zurück, das Flugzeug wackelt mit den Luftböen – hin und her, hoch und runter – und genießen die herrliche Aussicht und den Flug in den Dschungel. Unter uns erstreckt sich unendlicher Urwald der ab und an durch einen Matschweg oder einen Fluss unterbrochen wird. Kurz vor der Landung sehen wir den Caño Cristales aus der Luft rot schimmern und auch das Dschungel- Dörfchen Macarena taucht unter uns auf. Dieses ist nur per Lastwagen in einem 40- Stunden- Trip erreichbar, sonst völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Das Abenteuer beginnt.

 

Im Gebiet des Nationalparks darf sich kein Tourist frei bewegen. Zu gefährlich. Jeder bekommt einen Guide und ein Hotel mit Vollverpflegung – also auch kein Grund draußen herumzustreifen. Unser Hotel hat sogar einen Pool und eine hauseigene Disko.

Unser Guide – ein junger Kolumbianer – holt uns vom Flughafen ab, begleitet uns ins Hotel und versorgt uns erstmal mit Frühstück. Schließlich ist uns heute noch nichts über den Weg gelaufen, was essbar gewesen wäre. Kaum aufgegessen, eingecheckt und umgezogen geht es auch schon los. Da wir uns um einige Stunden verspätet haben, starten wir sofort mit der ersten Dschungeltour .. wir wollen den Fluss heute unbedingt noch bestaunen.

Nach einem kleinen Fußmarsch durch das Dörfchen kommen wir an einen großen braunen Fluss. Hier müssen wir uns zunächst beim Militär anmelden. Eine kurze Flussfahrt bringt uns ein Stück flussaufwärts und an das andere Ufer. Begleitet werden wir von einem Militärboot. Männer in grauen Tarnanzügen mit Maschinengewehren und einer Handfeuer- Kanone vorn auf dem Boot. Anscheinend ist die Gegend nicht ganz so sicher?! Aber das Gefühl ist nicht das schlechteste mit Begleitschutz. Man gewöhnt sich auch ziemlich schnell an die ständige Militärpräsenz.

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Hier in diesem Gebiet sind militärische Einheiten ununterbrochen präsent. Bis vor ein paar Jahren wurde das Gebiet noch von den Untergrundeinheiten – den FARC beherrscht. Es war nicht erlaubt das Gebiet zu besuchen. Mittlerweile hat es das kolumbianische Militär aber ermöglicht, dass der Nationalpark oder besser gesagt Teile davon wieder besucht werden können. Der Rest des Nationalparks und dessen Umland befindet sich allerdings immer noch zu weiten Teilen in den Händen der FARC und wird für den Drogenanbau genutzt. Aus eben diesen Gründen kann man das Gebiet nicht auf eigene Faust besuchen. Auf jeden Touristen kommt ca. 1 Militär!

Nach der kleinen Flussfahrt geht es noch 7 Kilometer mit einem Jeep über eine Holperpiste und der erste „Spaziergang“ im Nationalpark beginnt. Wir müssen auch nicht wirklich lange laufen und schon fließt das rote Wunder vor uns gemächlich im schwarzen Flussbett entlang – der Caño Cristales!

Wir streifen durch die Landschaft und bleiben immer wieder staunend vor den stillen roten Wellen des Flusses stehen. Leider haben wir an diesem Tag kein Glück mit dem Wetter. Es regnet und der Himmel hängt voller dicker Wolken. Zum Glück hat unser Guide einen Regenponcho mehr eingesteckt. Es ist aber kein käuflich zu erwerbendes Modell. Es ist eher ein großer schwarzer Müllsack mit 3 Löchern. Als ich frage, ob er auch noch einen rosa Poncho für Chicas dabei hat, müssen alles lachen. Völlig egal der Sack erfüllt seinen Zweck und der Foto bleibt trocken.

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Nachdem wir uns ordnungsgemäß beim Militär wieder abgemeldet haben, entspannen wir am Abend bei einem guten Abendessen. Auch hier weicht uns unser Guide nicht von der Seite – „Correa“, sein Spitzname, ist immer bei uns. Vergeblich versuchen wir die nassen Klamotten und Schuhe zu trocknen. Keine Chance. Trotz der 35 Grad trocknet hier nichts – die Luftfeuchtigkeit ist viel zu hoch.

Ganz früh am nächsten geht es wieder in die nassen Klamotten und in die nassen Schuhe – übrigens die beste Methode Schuhe trocken zu bekommen – einfach anziehen! Beim Militär angemeldet geht es wieder mit dem Boot und mit dem Jeep in den Nationalpark. Hier verbringen wir den ganzen Tag. Am Flussufer lassen sich so früh am Morgen ein paar Schopfhühner blicken. Sie sind groß und braun mit leuchtend blauem Gesicht und einem Hahnenkamm auf dem Kopf.

An diesem Tag scheint die Sonne und setzt den Fluss richtig in Szene. Eine Traumwelt aus bunten Farben. Aber wieso eigentlich das Ganze?! Zwischen Juli und November ist der Wasserpegel im Caño Cristales gerade so hoch, dass ein einzigartiges biologisches Phänomen auftritt: eine explosionsartige Vermehrung von Algen, für die eine einzigartige Pflanzenart namens Macarenía Clavigera verantwortlich ist, bildet einen hellroten Unterwasserteppich. Das kristallklare Wasser schimmert rot, rosa, lila oder auch grünlich. Der Kontrast zwischen der Mondlandschaft aus alten ausgehöhlten Flussbettfelsen, giftig grünem Dschungel und strahlend blauem Himmel lässt das Ganze in Tausenden von unheimlichen Schattierungen schimmern.

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Wir laufen, genießen die Ausblicke. Aber nicht nur das! Es gibt überall Wasserfälle und Badebecken. Den ganzen Tag über hüpfen wir von Becken zu Becken. Das Wasser ist herrlich kühl und angenehm bei 35 Grad und Sonnenschein. Die roten Zauberalgen fühlen sich im Wasser weich wie Watte an. Langsam lasse ich sie durch meine Finger gleiten.

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Mittags gibt es einen Snack aus Reis, Hühnchenfleisch, gekochten Bananen ökologisch verpackt in einem Bananenblatt.

In diesem Dschungel gibt es ganze Felder von Elefantenbäumen. Bei uns zu Hause kauft man diese für viel Geld und hat sie dann vielleicht nicht mal ein Jahr. In dieser Zeit wachsen sie weder vorwärts noch rückwärts. Hier stehen sie herum umgeben von schwarzen Flusssteinen und roten Algen. Auch Orchideen finden wir hier im Dschungel.

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Den Abend lassen wir mit einem kalten Bier im Pool ausklingen. Am nächsten Morgen geht es mit dem Miniflugzeug wieder zurück in die Zivilisation.

Noch viele Wunder Kolumbiens liegen verborgen unter dem Einfluss der Untergrundeinheiten. Nach wie vor ein Problem in Kolumbien. Überall gibt es Drogenplantagen im Dschungel – die so ziemlich einzige Einnahmequelle der Guerilla. Bleibt nur zu hoffen, dass das Reisen zu eben diesen Wundern Südamerikas bald wieder möglich und sicher ist!!

By Janine on August 8, 2013

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