Die wohl „number one“ der Sehenswürdigkeiten in Costa Rica ist der Cloudforest (Nebenwald) Monteverde. Das private Naturschutzgebiet wurde 1972 gegründet und schützt den tropischen Regenwald entlang der Cordillera de Tilaran (Gebirgskette) mit Höhen zwischen 800 bis über 1.800 Meter. Hier trifft man auf ca. 15.000 Hektar dampfenden Urwald, 3.000 Pflanzenarten (davon allein 420 Orchideenarten), 100 Säugetierarten (vor allem Wildkatzen wie z.B. Jaguare), 400 Vogelarten, 120 Reptilienarten und und und .. ich glaube nicht, dass die Insektenarten hier schon jemand gezählt hat 😉
Der am nächsten gelegene Ort mit Übernachtungsmöglichkeiten am Schutzgebiet heißt Santa Elena. Schon die Fahrt dorthin ist ein grüner Traum. Mit unserem Mietwagen fahren wir zunächst von La Fortuna um den riesigen Arenalsee. Luftlinie sind es keine 50 Kilometer nach Monteverde. Dazwischen liegt jedoch dieser riesige See und Holperpiste. Die Straße schlängelt sich hoch und runter über Haarnadelkurven am See entlang. Die Costa Ricaner leben hier in solide gebauten Steinhäusern mit gepflegtem Garten davor. Ein völlig anderes Bild als im restlichen Mittelamerika.
Endlich auf der anderen Seite angekommen geht es noch durch ein paar Ortschaften und dann in das Regenwaldgebiet mit Holperpiste. Immer weiter nach oben führt die Straße. Vor uns liegen atemberaubende Ausblicke auf ein grünes Meer. Die Holperpiste ist gesäumt von saftig grün glänzenden Kaffeeplantagen. Hier ist es nicht zu heiß, hoch und feucht. Ideales Kaffeeanbaugebiet – und Kaffee aus Costa Rica ist weltberühmt! Die Kaffeepflanzen hängen voller grüner Beeren und die Blätter sehen aus als wäre jemand mit einer Dose Blattglanz und einem Polierlappen am Werk gewesen.
Nach 5 Stunden Fahrt und ca. 120 Kilometern kommen wir im Ort Santa Elena an. Santa Elena ist (wie so oft bei Hauptattraktionen) kein besonders schöner Ort. Er hat seine Daseinsberechtigung nur aufgrund der touristischen Infrastruktur. Hier findet man Touranbieter, Hostels, Restaurants, Souvenirschuppen. Wir suchen uns die Pension Santa Elena aus. Eine recht große aber gepflegte Pension mit Garten und einem gemütlichen Aufenthaltsbereich. Alles ist hier rustikal im Holz- Look gehalten. Sehr gemütlich und passend obwohl eine der günstigeren Übernachtungsmöglichkeiten. Hier in Costa Rica muss man für Übernachtungen und Touren ganz schön tief in die Tasche greifen.
Der erste Tag führt uns natürlich ins Schutzgebiet Monteverde. Wir haben auf unserer bisherigen Reise schon einiges an Dschungel erlebt aber noch keinen Nebelwald. Und wirklich:
Eine Wanderung durch den Monteverde Nebelwald führt in eine andere Welt! Eine Märchenwelt aus saftigem grün mit Orchideen, Moosen, Farnen und majestätisch hohen Bäumen. Die Stille wird nur unterbrochen durch das Gezwitscher der Vögel. Ab und zu hört man das Geräusch eines Tieres im Dickicht des Waldes.
Auf matschigen Wanderwegen erkunden wir das Reservat – ca. 12 Kilometer in 6 Stunden. Gleich nach dem Eingang kommen wir an eine Pfütze in der Kaulquappen ihre Metamorphose durchlaufen. Einige schon mit kleinen Hinterbeinchen. Alle haben noch ihr lustiges Schwänzchen, mit dem sie aufgeregt durch ihren kleinen „Teich“ huschen. Diese Pfütze ist anscheinend länger an dieser Stelle!
Wir wandern auf einem Rundweg mitten durch das Reservat. Hier ist der Nebelwald am dichtesten. Und tatsächlich hat dieses Stück Natur seinen Namen zu Recht. Der Wald ist feucht geradezu naß, dampfend. Dicke Nebelschwaden steigen immer wieder nach oben. Man fühlt sich wie unter einer Dunstglocke gefangen.
Die Bäume sind bedeckt mit Moos bis in das kleinste Ästchen. Überall hängen Moosfäden nach unten und tropfen vor sich hin. Auch Schlingpflanzen klettern an jedem Baum nach oben und machen ihm das Leben schwer.
Der Wald liegt windgeschützt und die Winde, die hierherkommen bringen feucht – warme Karibikluft mit sich. Hier recken sich Baumriesen dem Licht entgegen, das knapp bemessen ist. Nicht nur einmal stehe ich mit offenem Mund unter einem riesigen Farn und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sowas haben wir beide dann doch noch nie erlebt. Es ist kaum möglich vom Weg abzukommen – so dicht gewachsen und umkämpft ist jeder Zentimeter. Das wenige Licht, dass die Baumkronen hindurch lassen, reicht niemals aus um den Boden auch nur für 5 Minuten zu trocknen.
Wir entdecken Pflanzen mit Blättern, die groß genug sind um sie als Regenschirm für eine 4- köpfige Familie zu benutzen. Wir entdecken Farne, in deren Mitte sich neue zusammengerollte Blätter in Richtung Himmel und Licht schieben. Wir entdecken Pflanzen, die es bei uns zu Hause in Miniaturausführung in Gärtnereien zu kaufen gibt. Immer wieder hören wir ganz nah Vogelgezwitscher. Jedoch sind die Piepser im Gewirr der zahllosen Blätter nur schwer zu Gesicht zu bekommen.
An einer Stelle unserer Wanderung geben die Baumriesen den Blick in die Ferne frei. Zu sehen ist Nebelwald bis zum Horizont! Darüber hängt eine dicke weiße Wolkendecke aus der ab und an ein paar Tropfen fallen.
Nachdem uns der Nebelwald mit feuchten Klamotten und angelaufener Brille wieder ausspuckt, besuchen wir den Kolibri- Garten. Zwar haben wir auch im Nebelwald selbst frei herumfliegende Kolibris entdeckt – jedoch sind die kleinen süßen Flatterer ziemlich fotoscheu. Im Kolibri- Garten werden sie mit Plastikblüten und Zuckerwasser angelockt.
Wir verlieben uns sofort in diese wirklich süßen quirligen Vögelchen mit Flügeln so schnell wie ein Propeller und Schnäbeln wie Strohhalme. Es gibt sie in leuchtendem Blau, dunklem Grün oder auch mehrfarbig. Wenn man Geduld und Glück hat landen sie sogar aus Versehen auf der Schulter oder dem Finger – wenn man diesen an das Zuckerwasser hält. „Hält“ ein Kolibri wild flatternd neben dem Ohr, so denkt man unwillkürlich an einen Hubschrauberlandeplatz.
Der nächste Tag führt uns auf Hängebrücken durch den Urwald. Der sogenannte Skywalk (Himmelsspaziergang) ist eine Wanderung auf Hängebrücken über die Baumkronen des Nebelwaldes. Ca. 42 Meter über dem Urwaldboden „schwebend“ erkunden wir die Natur aus der Vogelperspektive. Auch hier fallen wieder die riesigen Farne auf denen man jetzt noch ein Stück näher kommt. Einfach traumhaft schön sind die feinen Blätter, die es bei uns – wenn überhaupt in freier Natur – nur in Mini gibt.
Auch an diesem Tag haben wir den Wettergott auf unserer Seite. Wir haben meist Sonnenschein und gute Sicht bis zum Horizont. Was wir sehen? Grün, Grün, Grün 😀
Nachmittags besuchen wir einen der unzähligen Schmetterlingsgärten in der Gegend. Im Eintrittspreis ist eine Führung enthalten. Eine eifrige „Praktikantin“ klärt uns zunächst über einige Käfer, Skorpione und Spinnen aus dem Nebelwald auf. Spontan bin ich froh, keinem davon begegnet zu sein.
Beeindruckend sind die Peanutkäfer, die von oben in der Tat aussehen wie eine Erdnuss. Die Tierchen können sich bei Gefahr komplett in ihre „Erdnuss“ zurückziehen. So kann man sogar drauftreten ohne das was passiert. Durch heftiges Klopfen des ganzen Peanutkäfers auf einen Stein wird uns das bildlich von der Praktikantin vorgeführt. Was wird sich der Käfer wohl denken, wenn er diese Prozedur bei etwa 6 Führungen täglich über sich ergehen lassen muss?!
Dann erklärt sie uns den Riesenkäfer (die größten Insekten der Erde) aus der Familie der Blatthornkäfer. Das wird erst interessant als sie den vermeintlich ausgestopften Käfer auf einem Ast nach vorne holt. Denn dieser Käfer ist nicht ausgestopft!! Ganz im Gegenteil! Er ist nachtaktiv und sitzt problemlos den ganzen Tag über an der gleichen Stelle, sodass kein Käfig oder ähnliches notwendig ist. Wow, das Käferchen ist geschätzt um die 15-20 Zentimeter groß!
Nach der Käfervorführung geht es in verschiedene Schmetterlingshäuser. Am schönsten sind die wirklich großen und strahlend blauen Schmetterlinge. Ihnen begegnet man in freier Natur im Regenwald ziemlich oft. Dieser Schmetterling ist jedoch nur innen so wunderschön blau. Außen schaut er ziemlich unscheinbar aus. Das aus gutem Grund! Das strahlende blau wäre für seine Feinde viel zu auffällig. Stattdessen ist die Außenseite seiner Flügel schlicht grau. Aber wirklich schlicht? Nein ganz und gar nicht! Er hat auf der Außenseite der Flügel 2 Gesichter. Eines wenn man von oben nach unten schaut und eines wenn man von rechts nach links schaut. Man erkennt in jede Richtung große gefährlich aussehende Augen – ein Schock für jeden Feind!
Ein Schmetterlingshaus beherbergt die sogenannten Glasschmetterlinge. Sie haben durchsichtige Flügel mit wenig Farbe. Das auch aus gutem Grund. Diese Schmetterlinge halten sich überwiegend in dunkeln Gebieten auf und werden so kaum wahrgenommen. Mit viel Farbe wären sie sofort ein Snack für lauernde Feinde.
Die Puppen der Schmetterling werden hier eingesammelt und zum „schlüpfen“ in große Kästen gebracht. Wir dürfen zwei geschlüpfte Schmetterlingsbabys ins freie entlassen. Ein schöner Moment.
Auf dem Gebiet des Schmetterlingsgartens ist auch eine Ameisenkolonie in einem Glaskasten untergebracht. Ein gute Idee, so kann man einmal direkt in einen riesigen Ameisenbau hineinschauen. Wir beobachten die fleißigen Tierchen wie sie große Blattstücke in ihren Bau schleppen. Am interessantesten sind jedoch die riesigen Ameisensoldaten. Sie sind die Befehlshaber ihrer Arbeitergruppe und schauen gigantisch aus! Man nehme eine normale Ameise und vergrößere sie hundertfach = Soldatenameise! Vor der hätte ich auch Respekt!
Da unsere Nachtwanderung im Alleingang in Belize ziemlich in die Hose gegangen ist (siehe Bericht Cockscomb Basin Wildlife Sanctuary) versuchen wir es hier in Costa Rica nochmal. Diesmal mit Führer. Wir schleichen ca. 2 Stunden mit Taschenlampen bewaffnet durch den dichten Nebenwald. Und siehe da mit Führer wird man tatsächlich fündig und hat nur halb so viel Angst 😀
Wir entdecken kleine Schlangen, die auf den Ästen nach Beute suchen, ein seltsames Insekt mit weißen Federchen an den Seiten, viele tief schlafende Vögel in den Bäumen die sich nicht Mal durch unser Taschenlampenlicht stören lassen, riesenhafte Spinnen, winzig kleine Frösche die so laut wie ein Presslufthammer schreien können, Glühwürmchen mit LED- Birnen am Hintern ..
Das beste Tier der ganzen Nacht ist jedoch ein Sloth. Ein Sloth ist ein Faultier! Sie sitzen hoch oben in den Baumriesen und schauen nach unten. Wir finden sogar eins mit einem Baby auf dem Rücken!! Sie tun nicht wirklich viel und wenn sie was tun, dann langsam. Eben FAULTIERE. Angelblich schlafen diese Tierchen nur um die 10 Stunden am Tag. Naja wenn man sich aber die Geschwindigkeit anschaut, mit der sie sich dann doch mal bewegen, würde ich das noch unter schlafen zählen. Diese putzigen Tierchen werden bei dem ganzen Stress, den sie haben um die 40 Jahre alt! Leider gelingt uns im Dunkeln und bei der großen Entfernung kein gutes Foto. Wenn man jedoch im Internet „Faultier“ googelt, wird man schnell fündig!
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