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Der Alltag eines Traums

Ja, zugegeben nach 125 Reisetagen schleicht sich der Alltag ein. Jeder der denkt so eine Reise kommt ohne Alltag aus, der irrt sich gewaltig. Natürlich stellen sich auch hier kleine Herausforderungen, die täglich zu meistern sind. Wir leben hier ganz normal wie auch zu Hause. Nicht all-inklusive .. Der nächste Vulkanaufstieg, der nächste Traumstrand oder die nächste Mayapyramide entschädigen aber mehrfach für diese kleine Alltagsproblemchen 😀

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Dennoch möchte ich euch diese nicht vorenthalten, denn es ist durchaus interessant, was hinter den Kulissen passiert.

Unser (All)Tag gliedert sich hier weit weg von der Heimat in 3 Fragen und 2 Tatsachen:
Wo schlafen wir?
Was essen wir?
Woher kriegen wir saubere Wäsche?
Genießen und Aktion oder Chillen

Das Wäschethema beschäftigt mich sicher weit mehr als Daniel. Wenn man aber bedenkt, dass ich hier mit 2 Hosen und 4 T-Shirts auskommen muss, ist das auch kein Wunder. Mehr passt nicht in meinen Rucksack, der mittlerweile stolze 20 Kilo wiegt. Irgendwie wird das Gepäck immer mehr und ich frage mich oft wo das nur herkommt. Manchmal speckt er etwas ab, nachdem wir ein Päckchen in die Heimat verschickt haben. Hat dann aber noch immer um die 17 Kilo, die sich bei 30 Grad durchaus tragen lassen. Für viele Mädels, die das jetzt lesen wahrscheinlich ein Alptraum. Ich kann euch aber beruhigen. Wenn man sich die Farbkombinationen vorher mal durchdacht hat und alles einfach zu allem passt, geht auch das! Ein paar Lieblingsstücke zum Wohlfühlen, ein paar Funktionsklamotten für die Aktion, ein paar Ausgehtaugliche Sachen – eine perfekte Mischung. Und da man sowieso jeden Tag woanders ist, fällt es garnicht auf, wenn man immer das gleich trägt. Dazu kommt noch, dass man immer „packerfahrener“ wird. In dem Rucksack hat alles seinen festen Platz und ist mit einem oder zwei Griffen gefunden. Anders würde man auch wahnsinnig werden – ich zumindest 😉

Je weniger Klamotten man bei sich hat, desto öfter stellt sich aber die Frage: „Ist das noch tragbar und zumutbar für die Umwelt?“ Für das saubere- „Wäscheproblem“ gibt es hier 3 Lösungen:

1. Man wirft das schmutzige Zeugs weg und kauft sich neue Klamotten. Das ist natürlich eine finanzielle Frage. Selbst wenn es in Guatemala und Nicaragua sogar bezahlbar wäre und wahrscheinlich nicht viel mehr kostet als das gute deutsch Rei aus der Tube, muss man erstmal tragbare Klamotten finden. Das ist hier keinesfalls üblich, wenn man nicht mit knöchellangem knallbunten Rock herumlaufen möchte. Ausserdem würde das viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Also eher keine gute Option.

2. Man packt alles was nicht mehr tragbar ist ins Waschbecken und wäscht selbst. Dabei hat man gleich 2 Probleme: Die Waschbecken fassen hier oft nichtmal 5 Liter, es gibt nirgends einen Stöpsel und fast ausschließlich kaltes Wasser. Also behilft man sich mit Tüten aus dem Supermarkt oder stopft eine Socke in den Abluss und versetzt dabei das komplette Badezimmer in einen Swimmingpool. Das nächste Problem ist, dass das Zeug (wenn nicht gerade Funktionsklamotten) ewig braucht bis es trocken ist. Wenn man nur eine Nacht in dem Hotel verbringt ist das also garnicht machbar. Die nasse Wäsche in den Rucksack packen und im nächsten Hotel wieder aufhängen kommt auch nicht so gut. Denn die Busfahrten dauern oft Stunden und danach riecht die Wäsche wieder wie vorher. Man behilft sich also bei mehrtägigem Aufenthalt mit der mitgebrachten Wäscheleine, dem Ventilator oder was auch immer und findet sich des Öfteren in einem bezaubernden Das-glaubt-mir-zu-Hause-keiner-was-ich-hier-mache-Moment wieder.

3. Die Laudrys oder Lavandarias – also der Wäscheservice. In vielen Orten gibt es Wäschereien bzw. bieten auch viele Hotels und Hostels Wäscheservice an. Da packt man dann alles nicht mehr tragbare in eine Tüte und gibt es der Tante am Schalter. Dabei gibt es aber durchaus auch Probleme: Manchmal gibt es Mindestmengen (wie an der Tankstelle), die man dann schonmal zahlt. Leider hat man oft nicht so viel schmutzige Wäsche oder soviel Wäsche überhaupt im Rucksack. Dann ist man an die Öffnungszeiten der Wäscherei gebunden. Wenn man Glück hat, gibt es ein Schild. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich die Einheimischen auch daran halten! Wenn man Pech hat, läuft man 5x zur Wäscherei – zu jeder erdenklichen Tag- und Nachtzeit – und steht immer vor verschlossenen Türen. Blöd vor allem wenn man die Wäsche abholen – nicht abgeben will! In den ländlichen Gegenden „erwischt“ man dann auch schonmal die Einheimischen am Fluss wieder, die dort die in Deutschland teuer erstandenen Funktionsklamotten mit viel Kraft und Schwung über die Flusssteine schrubben. Wenn alles gut geht findet man sich 2-6 Stunden später mit Weichspülergeruch in der Nase, dem Kopf in der noch warmen Wäschetüte und einem breiten Grinsen im Hotelzimmer wieder.

Es gibt also – wie so oft – kein Patentrezept ..

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Große Abenteurer müssen natürlich auch gut essen. Dafür gibt es zwei Lösungen. Die eine heißt Restaurant oder Straßenstand – was zugegeben ziemlich einfach ist, wobei man aber nie so genau weiß was man gerade isst.
Die andere heißt selber kochen. Nachdem es bisher nur in Patagonien Frühstück in den Hostels gab, stellt sich die Essensfrage morgens und abends. Supermärkte gibt es an jeder Ecke. ABER darin gibt es oft nichts Essbares. Entweder gibt es nichts oder es gibt Essbares nur in Großpackungen. Jetzt ist es als Backpacker schwierig mit 40 Eiern oder 5 Kilo Schweinefleisch fertig zu werden. Ganz schwierig ist es aber wenn es nichts gibt. Kein Obst oder Gemüse, keine Wurst, kein Brot. Brot ist hier sowieso nur in Form von Weißbrot oder Toast erhältlich. Ganz selten findet man mal ein französisches Baguette. Meistens läuft die Selbstkocherei auf Nudeln mit Tomatensauce hinaus.
Ein weiteres Problem am Selbstkochen ist auch, dass man nicht das Küchenequipment wie zu Hause hat. Die Hostelküchen sind meist mehr als dürftig ausgestattet. Man kann schon froh sein, wenn man ein Messer findet, das schneidet. Oft behelfen wir uns dann doch mit unserem Taschenmesser. Schöpflöffel, Bretter, Topfdeckel .. gibt es meist nicht. Meist gibt es auch keine Gläser und so trinkt man den Wein oder Schnaps auch schonmal aus Kaffeetassen. Ausserdem hat man keinerlei Gewürze. Bis auf Salz, Pfeffer und Paprika – und das nur von netten Hostelnachbarn geschenkt bekommen – haben wir nichts dabei – würde das Rucksackvolumen auch sprengen. In den meisten Hostelküchen gibt es eine Flasche Öl, die alle benutzen. Ganz interessant sind auch die Hostelkühlschränke. Eigentlich muss man nur die Kühlschranktür öffnen um zu wissen, ob das Hostel gut ist oder nicht. In manchen Hostelkühlschränken leben mehrere Generationen. Ja, leben! Das was da drin liegt, ist nicht mehr tot, es lebt wieder. Manchmal fällt es einen direkt an, wenn man reinschaut – wie der Fischkopf, der Daniel direkt aus dem Eiswürfelfach angesprungen ist. Naja typisch eben .. man macht in den Hostenküchen sowieso lieber die Augen zu als auf 😉
Dann gibt es noch den Backpack- Appetit. Nach all der Zeit weit weg von zu Hause hat man einfach auf ein paar Dinge Appetit. Für die würde man nahezu sterben oder viel Geld ausgeben, wenn sie denn mal irgendwo erhältlich sind. Dazu gehört Brot, einfach dunkles Brot – würde ich mittlerweile auch trocken futtern – bisher nicht gefunden. Das nächste heiß ersehnte ist Wurst, Schinken, Salami – egal was aber eine Art Wurst. Wir haben in Guatemala City einen deutschen Metzger gefunden und natürlich zugeschlagen. Geräucherter Schinken und Schinkenwurst mit Kartoffelsalat. Ein Traum!! Man muss allerdings die Tatsache weglassen, dass die Schinkenwurst (vor dem Erhitzen) eingeritzt wurde, vermutlich damit sie nicht platzt. Dass sie dann aber total wässrig schmeckt, ist den Einheimischen gar nicht aufgefallen, wie auch ..

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Die Hostel- bzw. Hotelsuche ist jedesmal eine Herausforderung. Aktuell in Tamarindo, Costa Rica haben wir 3 Hotels angeschaut, aus denen wir rückwärts wieder rausgefallen sind. Das vierte ist ein Glückgriff, hier chillen wir nun vor uns hin.
Was kann an einem Hotel nicht stimmen?! Oh vieles – und unsere Ansprüche sind mittlerweile nach 125 Tagen eher niedrig.
Es gibt Dorms (Mehrbettunterkünfte) mit 3 bis 12 Betten – alles bisher schon gesehen und genutzt. Bei 35 Grad – natürlich ohne Klimaanlage – sind 12-Bett Dorms aber eine echte Zumutung! Meistens sind die Zimmer keine 20 qm groß und ohne Fenster. Der Geruch, der einem beim Betreten entgegenschlägt erinnert an die gebrauchten Handballtrickots der Münchberger Herrenmannschaft. Dorms haben aber auch das Problem, dass die Backpacker alle unterschiedlich ticken und einen unterschiedlichen Rhythmus haben. Die einen gehen um 21 Uhr schlafen um den Sonnenaufgang um 5 Uhr zu erleben. Die anderen feiern bis nachts um 3 und schlafen demzufolge bis mittags um 12. Ganz interessant wird es auch, wenn der Dormnachbar früh um 4 oder 5 Uhr anfängt zu packen und dann die nächsten 1,5 Stunden bei voller Beleuchtung und mit einer atemberaubenden Plastik-Rascheltütensammlung seine 7 Sachen zusammensucht. Das Hostel-Dorm-Leben verlangt einem ein Höchstmaß an Toleranz und Anpassungsfähigkeit ab!
Da wir zusammen unterwegs sind, ist für uns durchaus das eine oder andere Doppelzimmer drin. Zum Glück – es ist jedesmal eine Erholung. 250 Nächte im Dorm würde ich nicht überleben. Aber auch Doppelzimmer haben es in sich. Es gibt Höhlen, ohne Fenster, mit nur einem Meter Platz um das Doppelbett herum. Viel zu klein und viel zu warm. Dann gibt es diverses Viehzeug in den Zimmern. Ameisen, Mücken, Fliegen, Kakerlaken, Geckos, Spinnen und noch vieles, für das ich keinen Namen habe.
Diverse Probleme verstecken sich auch immer in den Badezimmern. Duschen mit ausschließlich heißem Wasser, verstopfte Toiletten, Duschen die man mit nackten Füssen nie betreten würde, Duschen dessen Strahl einem Löcher in die Haut schießt, Duschen die nur tröpfeln oder nach einseifen der Haare garkein Wasser mehr von sich geben .. usw. Die Liste ist endlos.
Auch die Betten – die nahezu das wichtigste beim Übernachten sind – sind eine Erwähnung wert. Es gibt knarrende Betten, Betten die zusammenzubrechen drohen, sobald man sich hinsetzt. Es gibt Matratzen in denen man jede Feder spürt oder die Holzlatten darunter, es gibt schimmelnde Matratzen, Matratzen in Plastiktüten auf denen man bei 35 Grad schwitzt wie im Gewächshaus. Es gibt Bettüberzüge mit Löchern, mit Flecken oder manchmal garkeine Überzüge. Auch hier ist die Liste endlos!
Umso wichtiger ist es gleich beim einchecken ins Hotel die wichtigsten Dinge abzuchecken – mit jeder Übernachtung wird man schlauer.

Übernachtet haben wir bisher nahezu überall. Im Doppelzimmer, im 12-er Dorm, im Bus, im Auto, im Dschungel und diverse Male beinahe auf der Straße ohne Hotel. Aber Vorbuchungen nehmen zuviel Freiheit und Abenteuer – das Gefühl jederzeit dorthin zu können, wo man hinwill und das tun zu können, was man tun will .. DAS ist es .. DAS ist der Traum 😀

By Janine on Juni 29, 2013

Comments:1

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  1. Antworten Schädel 16.07.13

    Servus!
    Wer würde denn hier über unsere wohlriechenden Trikots lästern? 😉
    Spaß beiseite.
    Sehr schöne Berichte und spitzen Fotos von euch!
    Macht weiter so und genießt es!
    MfG
    Schädel

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