18 km – also eine kurze Busfahrt von Ushuaia entfernt liegt der Nationalpark Tierra del Fuego (Feuerland). Obwohl wir unseren Nationalparkhunger schon etwas gestillt hatten, hat dieser – bitte entschuldigt die Wiederholungen – südlichste Nationalpark der Welt einen Besuch verdient. Nur ein kleiner Teil der insgesamt 630 km² sind der Öffentlichkeit zugänglich. Es gibt nur kürzere Wanderwege, die zusammengereiht dann doch eine Tagesstrecke von ca. 17 km ausmachten.
Die Landschaft ist auf den ersten Blick nicht viel anders, als die des großen Bruders Torres del Paine in Chile. Und dennoch ist sie noch rauer. Diese südlichsten subarktischen Wälder sind durchzogen von Flechten und Moosen. Und diese sind dem Klima angepasst wirklich hart. Nicht wie wir sie kennen weich und vollgesaugt mit Wasser. Sie ähneln eher Kissen überall am Boden, die wenn man sich darauf niederlässt an einen Stein erinnern. Nicht wirklich bequem, aber in dieser Gegend wohl ganz normal und überlebensnotwendig. Auch hier gibt es Biber, die viel zerstört haben. Die restlichen intakten Bäume sind nahezu alle mit so einer Art Mistel befallen. Diese „Schmarotzern“- Gewächse hängen in grünen Fäden von den Ästen herab. Die Bäume bilden dagegen große braune Knubbel, die aussehen wie Baumpilze. Leider verlieren sie den Kampf oft, sodass viele Bäume kahl sind. Genauso viele strahlen jedoch im schönsten antarktischem grün oder verfärben sich schon gelb und rot. Es ist Winteranfang in Feuerland.
Wir wandern vorbei an Baumstümpfen, Biberbauten, über einen wackeligen Holzsteg übers Torfmoor und durch Wälder, auf die man in Deutschland schon längst die Förster losgelassen hätte. Alles – und wirklich alles vom Grashalm bis hin zum größten Baum ist schief – in Windrichtung. Man kann es kaum glauben, aber es ist wirklich so. Manche Bäume (die einzeln stehen) haben auf der Windseite gar keine Äste mehr – alles wächst mit der Zeit in eine Richtung. Und auch wenn man es nicht immer auf den ersten Blick sieht, wenn man genau hinschaut, erkennt man wie sich alles in diese Richtung bewegt. Der immerwährende Wind tut sein Werk.
Manche Wiesen sehen aus wie das Auenland .. man könnte Herr der Ringe hier drehen. Wir sind ganz allein und manchmal beschleicht mich die Angst, dass Gollum gleich um die Ecke gehüpft kommt und „seinen Schatz“ sucht.
Mitten im Nationalpark auf einem Parkplatz endet auch – ziemlich unspektakulär – die legendäre Panamerikana – die einzige durchgehende Straße von Alaska bis Feuerland. Hier trifft man einige Biker, die wohl mehrere hundert oder sogar tausend Kilometer Schotterpiste hinter sich haben.
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