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San Agustín – mysteriöse Steinmännchen

San Agustín ist ein kleines Dorf in Kolumbien. Hier lebten vor 5.000 Jahren zwei Völker in benachbarten Flusstälern. Umgeben von unüberwindbaren Bergen, waren sie auf die Flüsse als Transportmittel angewiesen. Hier bei San Agustín liegen die Quellen dieser beiden Flüsse – Magdalena und Cauca – und hier mehrere Tagesmärsche voneinander entfernt, trafen sich die Menschen der beiden Völker, um Handel zu betreiben, ihre Götter anzubeten und ihre Toten zu begraben. Die Vulkanbrocken, die von den nahen, heute erloschenen Vulkanen weit hinausgeschleudert wurden, regten die Künstler der Ureinwohner an, große Skulpturen daraus zu schaffen. Das Ergebnis sind über 500 lebensgroße, teils überlebensgroße Statuen – die größte ist 7 Meter hoch -, die über ein weites Gebiet in den bewaldeten Anhöhen um San Agustín verstreut sind.

Über die Ureinwohner ist nur sehr wenig bekannt. Sie hatten keine Schrift und auch sonst kein Überlieferungsmittel bis in die heutige Zeit. Waren die Steinmännchen Grabwächter oder hatten sie eine ganz andere Bedeutung? Begräbnisriten, der spirituellen Macht der Toten und der übersinnlichen Welt bleiben bis heute im Dunkeln. Die mysteriöse Seite Kolumbiens ..

Unsere Erkundung des Gebiets beginnt mit einem Jeepausflug. Durch eine atemberaubend grüne Landschaft mit Schluchten so tief, dass einem schwindelig wird und reißenden Flüssen, die einem Angst machen. Das Wetter an diesem Tag ist nicht ganz so schön – was das Grün noch grüner und die Kaffeebohnen auf den Feldern noch leuchtender macht.

Wir entdecken Gräber, die in den Lehmboden gegraben wurden. Als Grabbeigaben hat man hier „nur“ Keramik gefunden, da es in der näheren Umgebung keine Goldminen gibt. Die Überreste des Inneren der Gräber wurden im nahem Museum in Sicherheit gebracht. Wenn man sich ganz klein macht, kann man sogar in die feuchten Gräber klettern – ich schicke lieber Daniel vor.

Die Schluchten der Flüsse im Bergland sind sooo tief und sooo grün. Der Fluss nimmt immer wieder dramatische Windungen und gipfelt in spektakulären Wasserfällen. Einer davon stürzt sich etwa 100 Meter an einer nackten Felswand lebensmüde in die Tiefe. Der Rio Magdalena ist ein riesiger Strom in Südamerika.

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Der nächste Stopp bringt uns endlich zu den heiß ersehnten Steinmännchen. Meistens platziert vor Gräbern als Wächter stehen sie seit 5.000 Jahren an dieser Stelle. Man hat sie auf fein geschnittenem Rasen nur etwas zurecht gerückt und einen Schutzzaun drum herum gezogen.

Es sind menschliche Figuren meist mit spitzen gefletschten Zähnen. Gefährlich sehen sie aus – sollen wahrscheinlich Eindringlinge von den Gräbern fernhalten. Manche haben ihre Beine in der Hand, werden also in sitzender Haltung dargestellt. Manche tragen Macheten, Tontöpfe, Speerspitzen oder anderes Werkzeug. Wir entdecken Figuren mit Babys in den Händen oder auch mit schwangerem dickem Bauch. Es gibt aber auch tierische Darstellungen wie Krokodile, Schlangen oder einfach undefinierbare Fabelwesen, die noch andere Wesen auf dem Rücken tragen.

Sehr mysteriös das Ganze ..

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Am nächsten Tag geht es zu Fuß in den archäologischen Park von San Agustín. Hier wurden die schönsten Figuren aus der Umgebung zusammengetragen, damit sie Besucher ohne tagelange Fußmärsche besichtigen können.

Darunter die beiden spektakulärsten Figuren:

Ein dreieckiger Kopf mit scharfen furchteinflößenden Zähnen, einer plattgedrückten Indio- Nase und großen Kulleraugen. Und ein Rabe, der eine Schlange in seinem Schnabel hält.

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Ein sehr fürchterlich schauendes Männchen mit einem Regenbogen über dem Kopf, wird als Miniaturausgabe demnächst unsere Wohnungstür beschützen 😀

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Eigentlich ist der nächste Teil der Entdeckungsreise ein Reitausflug. Da uns aber der Hintern noch von der Tatacoa Wüste wehtut, entscheiden wir uns fürs Laufen. Wird schon nicht so schlimm werden ..

Los geht’s durch wunderschöne Natur. Wir laufen durch Kaffeeplantagen, Bambuswälder, vorbei an Orangenbäumen, Bananenstauden und durch unberührtes kolumbianisches Bauernland. Landschaftlich ist das Klima hier ein Traum. Nicht zu heiß und ganzjährlich feucht. So wird hier jeder Zentimeter mühevoll per Hand bewirtschaftet.

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Die erste Stätte, die wir erreichen birgt „nur“ zwei Männchen. Diese sind dafür die einzigen, die noch die originalen Farben tragen – zumindest was davon übrig ist. Denn es waren nicht einfach nur Steinmännchen, nein sie waren sogar bunt!

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Der Weg ist doch ziemlich weit und so beschließen wir bei einem kleinen einheimischen Kiosk einzukehren um uns zu stärken und auch nach dem Weg zu fragen. Es gibt von hier zwei Optionen. Nachdem die liebe kolumbianische Mama am Stand die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, weil wir keine Pferde dabei haben, erklärt sie uns alles in Ruhe. Wir entscheiden uns weiter zu laufen. Es ist erst 3 und so bleiben locker 3 – 4 Stunden bis es dunkel wird.

Wir genießen die Landschaft und wandern Kilometer für Kilometer. Es ist wunderschön.

Die letzte Stätte erreichen wir in der Dämmerung. Der Weg ist .. naja ein Pferdeweg eben. Der Regen hat die Matschstraße in ein wahres Schlammparadies verwandelt. Immer wieder versuchen wir durch den Stacheldrahtzaun auf die Wiese auszuweichen. Aber nicht immer gibt es einen Eingang und auch einen Ausgang. Und so entscheiden wir uns auf dem Weg zu bleiben.

Die Belohnung lässt nur 2 Kilometer Matschweg auf sich warten. Ein wunderschönes Tal – saftig grün und in Stein gemeißelte Figuren. Eine halbe Stunde gönnen wir uns Verschnaufpause und genießen die letzte Männchen- Natur- Stätte. Dann geht es zurück nach San Agustín.

Ich muss nicht erwähnen, wie wir nach DIESEM Weg im Dunkeln aussahen. Insgesamt waren es ca. 15 Kilometer Natur pur von Kopf bis Fuß aber vor allem für die Seele 😀

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Die Gewaltigkeit der Steinstatuen und Gräber spiegelt heutzutage das komplexe Gedankensystem dieser unbekannten Kulturen wider, die der Welt auf ihre Art ihr Geheimnis für alle Ewigkeit in Stein gehauen haben und somit unsterblich wurden.

By Janine on August 19, 2013

Comments:1

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  1. Antworten Jörg Kaiser 03.11.13

    Sers ihr zwei!
    Zum Glück wohnen wir unter euch, so muss ich nicht jeden Tag an eurem Türwächter vorbei 🙂 ! Ansonsten scheint ja alles halbwegs in Ordnung zu sein. Ihr und eure Reise seit einfach unfassbar! Hätte nicht gedacht das das Ganze solche Dimensionen annimmt. Fällt mir wie immer nur ein Wort dazu ein RESPEKT! Alles Gute für die restlichen Tage und kommt gsund widder ! Gruß die Kaisers

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