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Quetzaltenango – oder einfach Xela

Quetzaltenango ist die zweitgrößte Stadt Guatemalas und liegt auf ca. 2.250 Meter Höhe. Da diesen Namen kein Tourist aussprechen kann und die Einheimisch zu faul sind ihn auszusprechen wird die Stadt einfach und überall nur Xela genannt – sogar in manchen Landkarten. Typisch Mittelamerika!

Für uns ist Quetzaltenango ein ganz besonderer und der bisher längste Stopp unserer Reise. Hier versuchen wir der spanischen Sprache und dem Leben der guatemaltekischen Einheimischen ein Stück näher zu kommen.

Wir genießen Sprachunterricht. 5 Tage á 5 Stunden .. Einzelunterricht! Das heißt wir haben jeweils eine „Majestro“ – wie sich die Spanischlehrer/innen hier nennen. Ganz schön anstrengend! Nach 3 Monaten Aussteigerdasein plötzlich wieder Disziplin zu zeigen, still zu sitzen und den Kopf zu benutzen. Aber mit viel Spaß bringen die beiden uns die spanische Sprache tatsächlich ein Stück näher. Sogar die Hausaufgaben erledigen wir am Nachmittag! DAS haben wir in Deutschland nie geschafft 😉

Am Nachmittag erkunden wir die Stadt oder sitzen in einer der gemütlichen Kneipen. Hier ist es wegen der Höhe ziemlich kalt. Das erste Mal seit Patagonien holen wir unsere Jacken wieder aus dem Rucksack und sind froh nichts zurückgeschickt zu haben. Das Wetter lässt oft auch zu wünschen übrig. Es regnet jeden Nachmittag und so müssen die wenigen Sonnenstrahlen gut genutzt werden.

Quetzaltenango ist ziemlich groß und auf den ersten Blick ziemlich hässlich. Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen. Es gibt wirklich schöne Ecken. Der Parque Centro America liegt mitten in der Stadt. Hier steht die Außenmauer der alten Kathedrale, die neue Kathedrale hat man einfach dahinter gebaut. Wir besuchen das Museum für Naturgeschichte mit einer guten Sammlung an ausgestopften Tieren, alten Landkarten, einiges an Mayaerbe und allerlei anderem interessanten Zeugs. Der Parque Benito Juarez mit der Kirche San Nicolas sind auch supergemütlich zum bummeln und Seele baumeln lassen. Nicht weit entfernt liegt der Markt, der aus unzähligen Straßenständen und überdachten Markthallen besteht.

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Eine „Sehenswürdigkeit“ der Stadt ist ihr Friedhof. Zugegeben das ist nicht jedermanns Geschmack .. unserer ist es. Friedhöfe sind manchmal wirklich wunderschön, teilweise luxuriös und haben einen ganz besonderen Charme. Auffallend ist dass es hier Familiengräber im ägyptischen Stil gibt. Wirklich als kleine Pyramiden gebaut mit löwenartigen Figuren am Grabeingang. Steht man in der Mitte des Friedhofs sieht man bis zum Horizont nichts anderes. Er ist riesengroß und liegt dennoch mitten in der Stadt. Während unseres Streifzugs durch die Wege ziehen tiefschwarze Gewitterwolken auf, was die Stimmung noch eindrucksvoller macht.

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Während unseres 8-tägigen Aufenthalts wohnen wir in einer guatemaltekischen Familie. Bei Elena .. unserer lieben Mama. Wir haben ein kleines Zimmer, eigentlich eher eine Höhle mit einem megabequemen Bett, eigentlicher eher einer Wolke. Wir essen gemeinsam mit der Familie und nutzen alles andere im Haushalt zusammen. Vor unserem Zimmer gibt es eine kleine Dachterrasse von der aus man eine wunderschöne Aussicht über die Stadt hat.

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Eine Erfahrung! Die Familie besteht aus Elena, ihrer Tochter Conny und ihrem Enkel Daniel. An den Wochenenden leben dort noch mehrere junge Männer, die in Quetzaltenango Architektur studieren. Einer davon – auch Daniel – scheint der Neffe zu sein. Die vielen Daniels führen bei Elena zu einiger Verwirrung. Alle haben, ganz typisch, immer Hunger und kommen beim Essensruf sofort gerannt. Deshalb haben wir den kleinen Daniel ca. 6-7 Jahre „Danielito“ genannt – die Verniedlichungsform im Spanischen.

Das Leben ist garnicht so viel anders als in deutschen Familien und doch was völlig anderes. Familie steht über alles. Hier geht jeder ein und aus. Elenas Bruder wohnt in einem der Nachbarhäuser. Er geht ein und aus ohne zu klopfen, isst, trinkt, tauscht Glühbirnen .. alles völlig normal. Die Menschen leben „offen“. Hier würde sich keiner anmelden um seine Familie zu besuchen. Dass wir ALLEINE in einer eigenen Wohnung leben, ist für Elena unvorstellbar und auch unverständlich.

Elena kocht für alle und kümmert sich um den Haushalt. Conny geht tagsüber arbeiten, Danielito in die Schule. Nachmittags spielt er Videospiele oder mit kleinen Legoautos, die er auf dem kompletten Bett von Conny verteilt. Wenn diese von der Arbeit nach Hause kommt, ermahnt sie ihn superschnell spanisch schimpfend zur Ordnung. Ein ziemlich normaler Alltag.

Sonntags trifft sich die ganze Familie und unternimmt irgendwas oder besucht andere Familienmitglieder. Sonntags gab es auch kein Essen für uns „Fremde“, da ist nur Familie angesagt. Das scheint in ganz Guatemala so zu sein. Ein schöner Brauch!

Essen gibt es 3x am Tag. Anfangs dachte ich .. oh mein Gott .. 3x am Tag essen, das ist doch viel zu viel. Wir essen hier während unserer Reise maximal 2x am Tag und das ziemlich unregelmäßig. Elena legt in den ersten 10 Minuten unseres Aufenthalts die „Regeln“ fest. Frühstück um 7 Uhr, Mittag um 1 Uhr, Abendessen um 7 Uhr! Oh mann .. 😉

Nach ein paar Tagen stellen wir fest, dass das Essen in der Art ziemlich gut ist. Gegessen wird immer ganz „einfach“. Zum Frühstück Kellogs mit einem Apfel oder einer Banane und Milch oder Joghurt, einmal gab es Spiegeleier. Mittags und abends gab es meist das gleiche. Gemüse, Suppe, Eier – dazu immer Weißbrot oder Tacos, einmal gab es Hühnchenfleisch. Also ganz einfaches Essen und ziemlich kleine Portionen. Elena hat das Essen in der Küche auf die Teller verteilt und das wars. Das führte aber dazu, dass man sich gegen 12 Uhr wirklich auf das Mittagessen gefreut hat! Das Essen in der Art hat uns sehr gut getan – ist aber wohl zu Hause nicht ganz umsetzbar.

Zum Essen gab es immer gute spanische Gespräche. Alle haben sich wirklich Mühe gegeben uns noch das eine oder andere spanische Wort mit auf die Reise zu geben. Nach den 8 Tagen waren alle etwas traurig, vor allem wir weil nun das Backpacker- Leben wieder losging .. Wir haben es durchaus genossen nicht alles irgendwo in einem fremden Land suchen zu müssen, sondern einfach in einer Familie danach fragen zu können. Aber jeder schöne Aufenthalt hat ein Ende und wir denken gerne zurück an diese behüteten Tage im Schosse einer guatemaltekischen Familie.

Ein großer Dank an Elena und an unsere Majestras Analucia und Linda !!!!!

By Janine on Mai 31, 2013

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